Mit Messwerten über den Druck auf die Bandscheiben haben bereits vor 22 Jahren!! sowohl Wissenschaftler, als auch Orthopäden aus Ulm feststellen können, dass Dogmen wie „aufrechtes Sitzen ist richtig“, oder etwa „Lümmeln“ ist verpönt, gewaltig ins Wanken geraten sind. Durch einen spektakulären Selbstversuch, der unter www.spektrum.de näher bezeichnet ist, konnten PD Dr. H.J. Wilke und der Orthopäde Dr. P. Neef schon damals nachweisen, dass das vorhandene Wissen über die Druckbelastung der Wirbelsäule nur von einem einzigen Forscher stammen „Alf Nachemson“, der seinen Versuch mit 2 Dutzend Studenten zwar durchgeführt und dessen Ergebnis auch veröffentlicht hatte, dessen Versuch aber bisher noch nicht erneut in Frage gestellt, oder aber überprüft wurde.
Dies gelang nun den beiden oben erwähnten Wissenschaftlern. Durch Implantation einer stecknadelkopfgroßen Sonde, die zwischen dem 4. und 5. Lendenwirbel eingepflanzt wurde, wurden verschiedenste Belastungen der Wirbelsäule getestet und für 24 Stunden dokumentiert.
Warum erzähle ich das hier nach 22 Jahren?
Weil wir heute in der modernen Bürowelt, diesen Belastungen zum Einen gar nicht mehr standhalten würden, da viele unsere damaligen Bewegungen heute automatisch oder über Maschinen und Roboter erledigt werden und zum Anderen, weil Belastungen, denen wir heute noch selbst ausgesetzt sind, in einer viel zu kurzen Zeitspanne und innerhalb einer erheblich höheren Schlagzahl zu bewältigen sind.
Beispiele gefällig?
Ein Auslieferfahrer, der heute innerhalb einer Arbeitseinheit bis zu 800 Pakete oder Päckchen zustellen soll, oder eine Krankenschwester im Pflegebereich, die heute genauso erheblich mehr Patienten „bewegen“, tragen, umbetten, drehen, usw. muss, als früher.
Was hilft uns das nun heute?
Wir haben ganz gewaltige Fortschritte in der Ausgestaltung unserer modernen Arbeitsplätze dadurch entwickeln können, Unsere Arbeitsdrehstühle haben heute Funktionen als Standard, die früher nur über Sonderausstattungen zu erhalten waren, oder damals gar nicht erst gebaut wurden, mit dem Hinweis darauf, dass diese Anforderungen ja seitens der Nutzer nicht gestellt wurden.
Wie hilft uns das heute im Büroalltag?
Wir können uns heute einen Arbeitsdrehstuhl quasi fast individuell aussuchen trotz einer Serienreife. Dogmen wie „Das Lümmeln“, oder das „aufrechte Sitzen“ stimmen nicht, denn der gesundheitliche Nutzen des Lümmelns in Bezug auf die Druckbelastung der Wirbelsäule ist nicht annähernd so hoch, wie das aufrechte Sitzen – Im Gegenteil: Es hilft uns bei der Entlastung, wenn wir uns zu unserem eigenen Wohlfühlen während der Arbeit immer wieder einmal sitztechnisch „gehen lassen“.
Für die medizinisch interessierten Leser ist anzumerken:
Bei dem angeblich richtigen „aufrechten Sitzen“ sind die Bandscheiben einem wesentlich stärkeren Druck ausgesetzt, als man bis dato annahm. Die 23 elastischen Dämpfer zwischen den 24 Wirbelkörpern, welche Stöße und bei Drehbewegungen entstehende Scherkräfte abfangen müssen, sind „stabiler als Knochen“ stellte Dr. Neef schon damals fest.
Ehrfürchtig bezeichnete sie Dr. Wilke auch als Wunderwerk der Natur, weil sie beispielsweise beim Heben eines 20 kg schweren Gegenstands einen Druck von 23 bar aushalten müssen. Das ist – um Vergleiche zu ziehen – das Zwanzigfache eines Autoreifens, oder der Druck, den man benötigt, um Wasser in 230 m Höhe zu pumpen.
Was sich auch noch herausstellte war die Tatsache, dass beim entspannten Schlafen der entstandene Druck auf das 2,5 fache des normal üblichen Tageswertes anstieg. Die Erkenntnis, die sich heute dankenswerter Weise bei nahezu allen durchsetzen konnte ist: Die abwechselnde Belastung und Entlastung der Wirbelsäule und aller ihrer Bestandteile über den ganzen Tag verteilt, ist aufrecht zu erhalten.
In diesem Sinne: Bleiben Sie bitte ständig in Bewegung.
Die zwiebelartig geschichteten Faserring umsäumte Bandscheibe entleert sich bei Bewegung auch von Abfallstoffen und kann sich dadurch neue Nährstoffe und Gewebeflüssigkeit holen. Deshalb ist „Lümmeln“ wie ein Snack zwischen Frühstuck und Mittagessen:
Er baut auf!
Abwechselnd lässig im Stuhl hängen oder mit geradem Rücken Haltung annehmen, das ist eindeutig gesünder, als anstrengendes stundenlanges aufrechtes Sitzen. Die Krankengymnasten, Orthopäden, Chirurgen und die Rückenschulen arbeiten schon lange mit diesen Erkenntnissen.
Also übernehmen Sie diese geänderten Haltungen auch ein und bewegen Sie sich – auch auf Ihrem Drehstuhl. Stehen Sie auf, Lümmeln Sie, verändern Sie dadurch den Nährstoffhaushalt Ihrer Bandscheiben zum Besseren.
In diesem Zusammenhang noch eine weitere Erkenntnis:
- Wenn wir uns Menschen und ihre jeweiligen Sitzhaltungen im Büro anschauen, so sehen wir immer wieder deutlich, dass statistisch gesehen
- ca. 15 % der Nutzer viel zu weit vorne auf der Sitzkante des Sitzträgers sitzen und den notwendigen Gegendruck für die Wirbelsäule unmerklich durch das viel zu starke Aufdrücken der Füße auf dem Boden steuern.
- ca. 52% vorne auf der Sitzträgerfläche sitzen, jedoch keinerlei Kontakt zur Rückenlehne während der Arbeit haben und demnach auch nicht von ihr unterstützt werden können.
- ca. 33% sitzen viel zu tief im Sitzträger und bauen damit einen gewaltigen und unnötigen Gegengewichtsdruck auf die Rückenlehne auf, dem sie dauerhaft nicht standhalten können und dadurch in Rundrücken verfallen.
Was lernen wir daraus?
- Nahezu 80% von uns sitzen falsch
- Lediglich 21% setzen sich korrekt auf den für sie jeweils geeigneten Drehstuhl
- aufrechtes Sitzen belastet die Wirbelsäule
Weitere Fragen beantworten wir gerne unter buerobay@t-online.de
(Quelle: Inhalte in Auszügen entnommen einem Bericht der Remszeitung, Birgit Hübner Dick, sowie www.spektrum.de)