Die “Hölle” Büro – ist das so?

Warum sprechen wir immer wieder von der “Hölle” Büro?
Grundsätzlich ist nun einmal das „BÜRO“ bzw. die „FABRIKHALLE“ oder das „LABOR“, der „OPERATIONSSAAL“, die „INSTITUTON“, in der wir arbeiten, unsere Existenz verdienen, also genau der Platz, an dem wir die meiste Tageszeit verbringen (falls wir nicht in der Nachtschicht arbeiten).

Hier sind besonders angesprochen die seit Jahrzehnten eingerichteten „Großraum-Büros“ mit all ihren Facetten, Vorzügen, aber auch Nachteilen.

Was wurde nicht alles hineininterpretiert in eine künftige Konzentration der Aufgaben, eine Kreativitätsexplosion, ein ungeahntes „Zusammengehörigkeitsgefühl“- in Wahrheit eine Gefühlsduselei, eine angeblich flachere Hierarchie, weil der Vorgesetzte mit an Bord ist, ein Miteinander und ein Gefühl von „ Auch Du bist mittendrin statt nur dabei“. ABER!

Diese Einrichtung hat dennoch auch ihre Schattenseiten. Die größte Schattenseite ist und bleibt: DER LÄRM!

Darüber hinaus hat sich inzwischen nicht nur der „Gestank“ z.B. von mitgebrachtem Essen, Körperausdünstungen, sondern auch von Parfums und Duftwässerchen, Blumenarrangements und anderen mitgebrachten Accessoires bis hin zu Haustieren dazugesellt.

Auch installierte Klimaanlagen, nicht zu öffnende Fenster, sowie fehlende oder falsche Beschattung, zu viel Glas, zu viel Transparenz und nicht zuletzt Dauerbeschallung durch Mediengeräte sind heute dort “Standard – Störfaktoren.

“Hölle” Büro lässt sich konkret belegen:

So ist es nicht verwunderlich, dass wir inzwischen eine Rangliste haben, über Vorgänge, Hinterlassenschaften und Ereignisse, welche die Menschen in den Großraumbüros ungeheuer stören und regelrecht aufstacheln.

Hier die Rangliste der „Aufreger“

(nach Sharp Business Systems/Marktforschungsinstitut Censuswide 2017)

Art der Unsitte   Prozentanteil
Ausdrucke im Kopierer vergessen           84
Heimliches Umstellen von Heizung/Klima           79
Druckerpapier nicht nachgefüllt           73
Dokumente/Strukturen ändern/verschieben           70
Passwörter und Zugänge verlieren           64
In Meetings einfach weiterarbeiten           61
Anderen ins Wort fallen           58
Ignoranz bei Problemen technischer Geräte           54

Das sind natürlich nur Auszüge aus größeren Untersuchungen anerkannter Institutionen und dahinter ernsthaft forschender Wissenschaftler, die noch dabei sind, den Arbeitsplatz der Zukunft erfinden zu wollen, bevor er sich gebildet haben wird, ABER!

und dieses ABER lässt sich schon heute deutlich belegen:

Weltweit ist festgestellt:

  • Die Krankheitsraten steigen mit der Anzahl der Menschen, die gemeinsam in einem Büroraum arbeiten.
  • Die Formel: „je größer das Büro, desto unzufriedener die Mitarbeiter“, gilt.
  • Der Weg zurück zu den Einzelbüros wird versperrt bleiben durch den Anstieg der Flächen, die bezogen und bezahlt werden müssen.
  • Der Anteil von Kreativität verbunden mit gleichzeitigem Datenaustausch in nahezu „Nullzeit“ verlangt quasi eine intensive und räumlich unmittelbar „nahe“ Zusammenarbeit.
  • Man versucht, den „Allraum“ für die geschäftlichen Austausche zu nutzen, den intensiven Austausch dann auf Meetings zu konzentrieren.
  • Darüber hinaus schafft man für den allgemeinen Austausch sogenannte „Wohlfühloasen vom „Cafe“ bis hin zum „Well/Fitness“-Bereich – aber jeweils im Büro, also wiederum in erreichbarer Nähe aller.

Die Hölle Büro geht dem Ende entgegen….

Dieser Entwicklung gebieten jetzt aber bereits Personalführungskräfte Einhalt. Sie haben verstanden, dass sich Mitarbeiter nicht von den Arbeitgebern „gängeln“ lassen, indem ihre eigene und private Freizeit auf Firmengelände oder auf firmeneigenem Terrain (=Fitness-Studio oder Trainingsfläche, die der Arbeitgeber vollständig finanziert) auch wieder in irgendeiner Form kontrolliert werden kann und sie damit keinerlei Ort und Zeit mehr ganz allein, intim und abgeschirmt von der Welt verbringen sollen. Immer muss man überall dabei sein, mitgenommen werden, von anderen umgeben sein und dennoch unter Gleichen sich wohlfühlen.

Diesem Versuch, eine sozusagen neue „Elite“ zu schaffen, die unter sich bleiben soll – natürlich freiwillig, aber gerade dadurch gezwungen (ist ja schließlich kostenlos, unverbindlich, freizügig – (Du kannst es nutzen, musst es aber nicht) widersetzen sich Menschen ganz natürlich.

Sie reagieren dies unwissentlich ab, indem sie ganz langsam – fast unmerklich – abdriften in eine Austauschbarkeit, eine Ersatzlösung, eine Allgemeinheit, eine Ersetzbarkeit und genau das entspricht niemals ihrer Natur. Sie brauchen Individualität, Auffälligkeit, Einzigartigkeit und freien Willen auch in der Arbeit, um sich und ihre Leistung zu einem selbstbestimmten Zeitpunkt abrufen zu können.

Hier gegenzusteuern, haben große Unternehmen schon frühzeitig damit begonnen, andere Arten von Beschäftigungsverhältnissen zu schaffen.

Ich erinnere hier nur an Projektbezogene Dauerarbeitsverhältnisse mit ergebnisorientierter Vergütung, nicht mit arbeitszeittechnischer Vergütung und andere mehr.

Hiervon rücken jedoch wiederum die ganz jungen Unternehmen mehr und mehr ab, je mehr Kontrollmöglichkeiten sie haben. Großraumbüros sind dafür hervorragend geeignet, weil es immer „1000 Augen des Dr. Mabuse“ geben wird, die andere beobachten – Nicht einmal böswillig, aber sie tun es eben. Hier wären neue Denkansätze durchaus sinnvoll und hier gibt es auch im Büromöbelbereich neue Ansätze, die sich diskutieren lassen. Schon mal im Außendienst mit Rolli-Arbeitsplätzen gearbeitet? Darüber lässt sich trefflich und individuell diskutieren. Wir laden dazu ein!
(in Auszügen entnommen einem Beitrag der Gmünder Tagespost vom August 2019 Michael Gabel)